„Jeder Mensch ist anders und darin sind (sich) alle gleich!“
(Autor unbekannt)
„Es gibt keine Norm für das Mensch sein. Es ist normal, verschieden zu sein.“
(Richard von Weizäcker, 1993)
Definition
„Gemeinsames Lernen bedeutet, dass Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen gemeinsam mit nichtbeeinträchtigten Kindern und Jugendlichen in allgemeinen Grundschulen und weiterführenden Schulen lernen. Kinder mit besonderen Unterstützungsbedarfen werden also nicht von den übrigen Kindern getrennt, sondern wachsen stattdessen in ihrem natürlichen Lebensumfeld auf. Das Recht auf Gemeinsames Lernen schließt grundsätzlich alle Kinder ein, unabhängig von der Schwere einer Behinderung. Ausgehend von den jeweiligen Unterstützungsbedarfen sollen jedem Kind individuell angepasste Lernwege ermöglicht werden. So sollen alle SchülerInnen im Sinne der individuellen Förderung ihre bestmöglichen Lernerfolge erreichen können. Das Gemeinsame Lernen erfordert multiprofessionelle Unterstützung von verschiedenen Pädagogen, weiteren Fachleuten und die Einbeziehung der Eltern. AllgemeinschullehrerInnen, SonderpädagogInnen und teilweise SchulbegleiterInnen arbeiten zeitweise gemeinsam im Klassenraum. Die LehrerInnen übernehmen gemeinsam die Unterrichtsvorbereitung und die notwendige Differenzierung.
(Lernwirkstatt Olpe, https://www.lernwirkstatt-inklusion-oe.de/lexikon-der-begriffe/?letter=g, aufgerufen 30.08.2019)
Gemeinsames Lernen bedeutet konkret: Alle Schüler lernen überwiegend in den gleichen Räumen, an gemeinsamen Themen, mit individuell angepassten Aufgaben und unterschiedlichen Anforderungen. Dabei ist laut § 24 der UN-Behindertenrechtskonvention zu gewährleisten, dass den SchülerInnen mit Beeinträchtigungen im Gemeinsamen Lernen die gleiche personelle und sächliche Unterstützung (z.B. mit Integrationskräften, Sonderpädagogen-Stunden, Hilfsmitteln) zuteil wird, wie dies auch in Förderschulen der Fall ist.
Beim Gemeinsamen Lernen spielt auch das soziale und wertegebundene Lernen eine bedeutende Rolle. Die SchülerInnen leben und lernen in heterogenen Gemeinschaften. Hier können sie den Umgang mit „Unterschiedlich-sein“, „Anders-sein“ und die Wertschätzung menschlicher Vielfalt (er)leben und (er)lernen.“
Das Gemeinsame Lernen (GL) an der GS Erndtebrück
„Wir sind eine Schule für alle Kinder“.
(Leitbild der Grundschule Erndtebrück)
Vor dieser pädagogischen Zielsetzung öffnet sich unsere Schule gezielt auch Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf, die inklusiv unterrichtet werden.
Kindern, bei denen ein sonderpädagogischer Förderbedarf festgestellt worden ist, bieten wir die Möglichkeit, entsprechend ihrer jeweiligen Lernvoraussetzungen und -fähigkeiten zu lernen. Dieses Angebot besteht für Kinder mit dem Förderschwerpunkt Lernen, Hören, Sprache, emotionale und soziale Entwicklung, körperlich und motorische sowie geistige Entwicklung, sofern dies die räumlichen und personellen Ressourcen gestatten.
Daneben bieten wir auch für Kinder ohne diagnostizierten sonderpädagogischen Förderbedarf präventive Hilfen in unterschiedlichen Lernsituationen an. Diese Ausgangsposition ermöglicht Kindern entsprechend ihrer individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten mit oder ohne diagnostizierten sonderpädagogischem Förderbedarf eine inklusive Beschulung, die wohnortnah angeboten wird.
Das Grundanliegen des GL besteht darin, Kinder durch Bildung und Erziehung in ihrer Gesamtentwicklung und in ihrer Persönlichkeit zu fördern, um die Basis für Schlüsselqualifikationen zu legen, die sie für ihre weitere (schulische) Zukunft benötigen.
Da unsere Schule von Kindern mit und ohne Förderbedarf sowie von Kindern mit und ohne Migrationshintergrund besucht wird, gibt es bei uns eine Vielfalt unterschiedlicher Möglichkeiten, voneinander zu lernen und miteinander zu arbeiten.
Daraus ergeben sich für alle Kinder und Erwachsenen an unserer Schule viele Möglichkeiten, respektvoll miteinander umzugehen und sich dem Anderen gegenüber verantwortungsbewusst und hilfsbereit zu verhalten. Alle Personen der Schulgemeinschaft beeinflussen sich durch ihre Individualität und ihre respektvolle Akzeptanz anderen gegenüber und formen so das soziale Miteinander an unserer Schule. Dem Ansatz des gemeinsamen Lernens liegt zugrunde, dass alle Kinder sich so in ihrem positiven Sein entdecken und akzeptieren sowie ihr Gegenüber ebenso akzeptieren. So kann die Vielfalt und Unterschiedlichkeit aller Kinder und Erwachsenen bereichernd auf das allgemeine Sozialverhalten einwirken.
Voraussetzungen
„Wir sind ein multiprofessionelles Team aus engagierten Menschen.“
(Leitbild der Grundschule Erndtebrück)
GL verlangt das Zusammenarbeiten des gesamten Teams unserer Schule. Die verschiedenen Professionen bringen ihre Kompetenzen ein. Die schulischen und organisatorischen Rahmenbedingungen müssen zunehmend auf die Anforderungen des GL zugeschnitten werden.
Das Schulteam setzt sich zusammen aus den Regelschullehrer/innen, dem OGS-Team, einer Sonderpädagogin, einer Sozialpädagogin in der Schuleingangsphase, einer Schulsozialarbeiterin sowie den Integrationskräften (auch „Schulbegleiter“). Hierbei handelt es sich um Mitarbeiter/innen mit oder ohne pädagogische Qualifikation, die im Sinne einer Einzelfallhilfe auf Antrag der Erziehungsberechtigten einzelne Kinder mit Beeinträchtigungen im Schulalltag unterstützen.
Bedeutsam für das GL ist, dass ein Team in der Klasse arbeitet, das aus Grundschullehrer/in und Sozialpädagogin oder Sozialarbeiterin bzw. Sonderpädagogin sowie ggf. Integrationskraft besteht.
Unterrichtet wird so oft wie möglich in Doppelbesetzung in unterschiedlichen Formen. Zusätzlich bieten Kleingruppenförderung und Einzelförderung Unterstützung.
Im Einzelnen bestehen an unserer Schule folgende Rahmenbedingungen für das GL, die kontinuierlich verbessert werden:
- funktionierende Teamarbeit auf Klassen- und Jahrgangsebene
- Team- und Gesprächszeiten
- Kontinuität in der Besetzung des Klassenteams
- Zusätzliche Räumlichkeiten mit entsprechender Ausstattung
- Budget zur Anschaffung von Fördermaterial
- Zugang zu Diagnose- und Fördermaterial
- Organisatorische Verbesserungen zur inhaltlichen Zusammenarbeit mit dem Team der OGS
Unter diesen Rahmenbedingungen ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für das GL die funktionierende Zusammenarbeit des gesamten Schulteams.
Die Haltung der Regellehrkräfte und ihre Bereitschaft, sich auf die Zusammenarbeit mit anderen Professionen und die Arbeit mit heterogenen Klassen einzulassen, sind dabei grundlegend für das Gelingen!
Entscheidend ergänzt werden die Regellehrkräfte jedoch durch die Arbeit der o.g. Fachkräfte, die mit ihrer speziellen professionellen Qualifikation gemeinsam mit den Regellehrkräften und den anderen Mitarbeiter/innen der Schule zum Wohle der Kinder zusammenarbeiten.
Für den Fall, dass eine der Fachkräfte ausfällt, müssen die Aufgaben und Tätigkeiten von anderen Mitgliedern des Schulteams aufgefangen werden, entweder von anderen Fachkräften oder von Regellehrkräften. Dies erfolgt in Abstimmung mit der Schulleitung.
Eine besondere Bedeutung bekommt zunehmend auch die Arbeit von Integrationskräften. Diese Mitarbeiter/innen arbeiten eng mit den Regelkräften sowie den pädagogischen Fachkräften zusammen bzw. unter deren Anleitung.
Um einen Überblick über die Zuständigkeiten der pädagogischen Fachkräfte zu geben, folgt eine tabellarische Auflistung ihrer Aufgaben.
Anschließend werden die Aufgabenfelder der Fachkräfte genauer erläutert.
Zuständigkeiten der pädagogischen Fachkräfte im Gemeinsamen Lernen
Sozialpädagogin in der Schuleingangs-phase | Sonder- pädagogin | Schul- sozialarbeiterin | |
Diagnostik | X | X | |
Sprachförderung | X | ||
Einzelförderung | X | X | X |
Kleingruppen- förderung | X | X | X |
Unterstützung im Unterricht | X | X | X |
Klassenarbeiten/ Tests | X | ||
Teamtraining | X | ||
Sozialtraining in Klasse 1 | X | ||
Training der Sozial-kompetenzen | X | X | X |
Lehrerberatung | X | X | X |
Elternberatung | X | X | X |
Elternsprechtage/ Elternabende | X | X | X |
Vernetzung mit außerschulischen Institutionen | X | X | X |
Offene Gesprächs- angebote | X | ||
Erstellung
von
individuellen
Arbeitsmaterialien | X | ||
Übergang Kita – GS | X | X | |
Übergang weiterführende Schule | X | ||
Krisengespräche | X | X | X |
Förderplanung | X | X | X |